- Mai 2018 -
Arbeitszeitmodelle und -gestaltung
Die flexiblen Modelle im Überblick
Sie möchten flexible Arbeitszeitmodelle einführen und wissen noch nicht welche in Ihrem Fall geeignet sind? Wir zeigen Ihnen die gängigsten Modelle in alphabetischer Reihenfolge und gehen auf die Vor- und Nachteile ein.
Beachten Sie: Alle mit * gekennzeichneten Modelle setzen ein Arbeitszeitkonto voraus, welches am einfachsten durch eine Software für Zeiterfassung generiert werden kann.
Arbeitszeitkonten:
Für viele flexible Arbeitszeitmodelle sind Arbeitszeitkonten notwendig. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter über ein Konto, ähnlich einem Sparbuch, verfügen. Auf diese Weise werden ihre Zeiten erfasst und am Monatsende ein Saldo aufgezeigt, sofern mehr gearbeitet worden ist. Diese Überstunden können anschließend zum Beispiel ausgezahlt werden, oder mit Hilfe von Langzeit- und Lebensarbeitszeitkonten mit Urlaub, Sabbaticals und Auszeiten abgegolten werden.
Altersteilzeit*
Für den gleitenden Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand gibt es die Altersteilzeit. Mit diesem Arbeitszeitmodell können Mitarbeiter ihre Arbeitszeit vor ihrem Ruhestand reduzieren, um entweder weniger Stunden pro Woche zu arbeiten oder früher in den Ruhestand zu gehen.

- Übergangsphase zur Einarbeitung der Nachfolger
- Wissen kann abgefangen werden vor dem Ruhestand
- Wertschätzung für die älteren Mitarbeiter
- Produktivität durch weniger Arbeitszeit und einer geringeren körperlichen Belastung höher
Bereitschaftsdienst / Rufbereitschaft
Es gibt einige Positionen, die nicht dauerhaft mit einer Anwesenheit besetzt sein müssen. Oft müssen Mitarbeiter nur sporadisch bei Arbeitsanfall erscheinen, so beispielsweise Feuerwehrmänner, Ärzte, Schlosser und Techniker. Für diese Fälle bieten sich die Arbeitszeitmodelle Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienst an. Arbeitnehmer müssen nach diesen theoretisch bereit sein, sofort zu arbeiten. Der Unterschied zwischen diesen beiden Modellen liegt in der Anwesenheitspflicht. Die Rufbereitschaft setzt zusätzlich eine Anwesenheit an einem bestimmten Ort voraus.

- Günstiger, keine Stellenbesetzung, wenn keine Arbeit anfällt

- Erhöhter Stressfaktor, wenn eine Bereitschaftszeit zu oft angefordert wird
Funktionszeit
Die Regelung der Arbeitszeiten kann auch funktionsorientiert erfolgen. Das bedeutet, dass keine Kernarbeitszeit vorgeschrieben wird, wenn die Mitarbeiter in einer Abteilung sich gegenseitig vertreten können und damit die Abteilung funktionsfähig halten. Wenn das gegeben ist, kann sich die Arbeitsgruppe selbst ihren Urlaub und die Arbeitszeit einteilen.

- Motivationsboost durch die Verantwortung
- Rekrutierungschancen steigen
- Selbstmanagementfähigkeiten verbessern sich
- Unternehmerisches Denken steigt
- Arbeitszufriedenheit steigt und führt zu mehr Produktivität
- Bessere Work-Life Balance

- Gute Teamarbeit ist Voraussetzung
Gleitzeit*
Das bekannteste und einfachste Arbeitszeitmodell ist wohl die Gleitzeit. Alle Mitarbeiter müssen hierbei während einer Kernarbeitszeit vor Ort sein. So können sie selbst über Arbeitsbeginn und -ende entscheiden und auf diese Weise bei Bedarf Überstunden auf- oder abbauen.

- Flexibilität steigt
- Motivation steigt durch die teilweise Selbstbestimmung der Arbeitszeit
- Wenn weniger Arbeit anfällt, können Überstunden einfach abgebaut werden
- Weniger Stress durch die Einbindung von Terminen während der Gleitzeit. Entsprechend motiviertere, ausgeglichenere und produktivere Mitarbeiter
- Kernzeiten, an denen genug Mitarbeiter anwesend sind

- Erhöhter Abstimmungsaufwand
Home Office*
Ein diskussionswürdiges Modell ist das Arbeiten im Home Office. Hier entfällt die Anwesenheitspflicht und der Mitarbeiter arbeitet von unterwegs oder von zu Hause aus. Sehr beliebt ist dieses Modell bei familiär eingespannten Mitarbeitern, oder jenen mit pflegebedürftigen Personen. Wenngleich viele zunächst die Vorteile sehen, so zeigen neue Studien auch erhebliche Nachteile auf, die nicht zu unterschätzen sind.

- Motivation durch zeitliche und örtliche Selbstbestimmung
- Arbeitnehmerfreundlich
- Bessere Work-Life-Balance
- Produktivität steigt
- Leistung steigt und Fehlzeiten sinken
- Weniger Raumkosten
- Oft arbeiten die Mitarbeiter im Home Office zu anderen Zeiten, was zu einem verbesserten Kundenservice führt
- Loyalität steigt
- Rekrutierungschancen steigen
- Wettbewerbsfähigkeit steigt

- Koordinations- und Organisationsaufwand hoch
- Motivation kann auch sinken
- Fehlender Austausch mit Kollegen
- Arbeit trotz Krankheit
- Ablenkung durch Hausarbeit
- Neid unter den Kollegen, die nicht im Home Office arbeiten dürfen
- Schlechteres Betriebsklima
- Schuldgefühle, Einsamkeit, Reizbarkeit
- Ungesunde Arbeitszeiten: Oft arbeiten die Mitarbeiter länger und mehr
- Selbstorganisation wichtig, Ablenkung hoch
Jahresarbeitszeit*
Es gibt Branchen mit saisonalen Schwankungen, für die ein Jahresarbeitszeitkonto geeignet ist. So können die Mitarbeiter den unterschiedlichen Arbeitsanfall während des Jahres ausgleichen und nach Auftragslage arbeiten. Sie erhalten für alle Monate den gleichen Lohn.

- Gut bei saisonalen Schwankungen
- Vermeidung von Überstunden und Unterauslastung

- Erhöhte Arbeitsbelastung über einen Zeitraum
- Die arbeitsintensiven Zeiten wirken sich schlecht auf das soziale Umfeld aus
Job-Sharing*
Etwas aufwendiger zu organisieren, aber auch erwähnenswert ist das Job-Sharing. Wie der Name schon sagt, teilen sich hier mehrere Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz und lösen sich ab.

- Chance für qualifizierte Fachkräfte, die nicht Vollzeit arbeiten können
- Mitarbeiterbindung

- Schwierig für die Personalabteilung
- Beteiligte müssen sich vertragen
- Schwierig die Stelle neu zu besetzen
Kurzarbeit
Um Kündigungen bei einer schwachen Auftragslage zu vermeiden, unterstützt die Bundesagentur für Arbeit Unternehmen, in dem sie den Mitarbeitern ein Kurzarbeitergeld auszahlt. Für die schwachen Zeiten wird die Arbeitszeit heruntergesetzt und der Mitarbeiter kann während dieser Zeit zum Beispiel an einer Weiterbildungsmaßnahme teilnehmen.

- Entlastung in schweren Zeiten
- Lohnausgleich durch die Bundesagentur für Arbeit
- Vermeidung von Entlassungen bei Schwankungen
- Ausfallzeiten können für Weiterbildungszwecke genutzt werden

- Unsicherheit, Existenzangst
- Entkoppelung von den Kollegen für einen Zeitraum
Mehrarbeit
Neben den klassischen Überstunden, die ein Mitarbeiter leisten kann, gibt es noch die Mehrarbeit. Diese Arbeitsstunden übersteigen die gesetzlich, tariflich oder vertraglich geregelte Arbeitszeit.

- Ausgleich von Auftragsspitzen, ohne eine Stelle für einen kurzen Zeitraum neu zu besetzen

- Schlechte Work-Life-Balance, wenn zu oft zu viel gearbeitet wird
- Unproduktiv, da Leistungsfähigkeit durch Ermüdung sinkt
- Teuer, da die Mehrarbeit i.d.R. extra vergütet wird
- Unfallrisiko höher durch Ermüdung
Nacht- und Schichtarbeit
Wie die Mehrarbeit, geht auch die Nacht- und Schichtarbeit über die gesetzlich, tariflich oder vertraglich geregelte Arbeitszeit hinaus. In vielen Branchen sind diese Modelle notwendig, damit der Betrieb funktioniert und Arbeitsprozesse nicht unterbrochen werden. Wenn mindestens zwei Mitarbeiter die gleiche Aufgabe am gleichen Arbeitsplatz übernehmen, handelt es sich um die Schichtarbeit. Es gibt auch hier viele Schichtmodelle, die sich anhand der Dauer und des Wechsels unterscheiden, wie zum Beispiel das Zwei-Schicht-System und die vollkontinuierliche Schichtarbeit.

- Non-Stopp- Arbeit möglich
- Wettbewerbsfähig bleiben
- Keine Mehrarbeit erforderlich durch Ablösung

- Teurer durch die Zuschlagszahlungen
- Erhöhter Verwaltungsaufwand
- Belastung hoch
- Störungen des vegetativen Nervensystems
- Schlaf- und Leistungsstörungen
- Negative sozialen Folgen
Sabbatical*
Mit Hilfe der Arbeitszeitkonten können Zeitstunden für ein Sabbatical angesammelt werden. Das Sabbatical stellt eine befristete Auszeit für eine Dauer von 3-12 Monate dar. Es werden entweder mit einem Lebensarbeitszeitkonto angesammelte Überstunden abgegolten und das Gehalt/ der Lohn weiterhin bezahlt, oder ein unbezahlter Urlaub angetreten.

- Bessere Work-Life Balance
- Möglichkeit auf eine längere Weiterbildung, Welttour oder familiäre Auszeit
- Motivation
- Rekrutierungschancen steigen

- Neid unter den Kollegen
- Stelle muss je nach Absprache freigehalten werden und anderweitig besetzt werden
Teilzeit
Eine betrieblich vereinbarte Regelarbeitszeit für eine Stelle wird üblicherweise auf 10-20 Stunden wöchentlich reduziert (Arbeitspensum z.B. 80, 75, 50, 30%). Es gibt wieder verschiedene Modelle dafür. Die könnten so aussehen:
- Klassische Teilzeit: 3 x 5 Stunden pro Woche
- Variable Teilzeit: 2 x 4 Stunden und 1x 7 Stunden pro Woche
- Saisonale Teilzeit
- Ähnlich einem Vollzeitmodell: 2 x 8 Stunden pro Woche
- Mehr als 20 Stunden pro Woche, wenn die Überstunden zu einem späteren Zeitpunkt abgegolten werden sollen (Jobsharing, Wahlarbeitszeit, Jahres- und Lebensarbeitszeit, Altersteilzeit)

- Arbeitgeber Attraktivität steigt
- Auftragsschwankungen können gut ausgeglichen werden
- Motivation und Produktivität steigt durch geringere Arbeitszeit
- Vermeidung von Überstunden
- Vermeidung von Kündigungen aufgrund von Kindern oder pflegebedürftige Familienmitgliedern
- Möglichkeit auf Arbeit trotz gesundheitlicher Einschränkungen

- Verwaltungsaufwand höher
- Mehr Übergaben führen zu einem höheren Fehlerrisiko
- Höhere Lohnnebenkosten und Kosten für Einarbeitung und Weiterbildung
- Kein Recht auf eine Vollzeitstelle, nachdem der Vertrag auf Teilzeit geändert worden ist
- Gehalt / Lohn geringer, reicht nicht für die Familienversorgung und Altersvorsorge aus
- Schlechtere Entwicklungschancen
- Erhöhter Planungsaufwand, wenn aus einer Stelle mehrere Teilzeitstellen gemacht werden
Vertrauensarbeitszeit
Ein sehr modernes und immer beliebter werdendes Arbeitszeitmodell ist die Vertrauensarbeitszeit. Es herrschen keine Zeitkonten mehr und da keine Zeiterfassung erfolgt, finden keine Kontrollen mehr statt. So schön es klingt, so ist das Modell mit Vorsicht zu genießen. Denn wenn nichts aufgeschrieben wird, werden auch keine Überstunden notiert. So können diese ebenfalls nicht abgegolten werden.

- Unternehmerische Handeln steigt
- Aufgabenorientierte Organisation der Aufgaben
- Bessere Work-Life Balance
- Attraktives Profil: innovativ, flexibel und offen
- Bessere Chancen, Nachwuchs zu finden und qualifiziertes Personal
- Wettbewerbsfähigkeit steigt

- Vertrauen kann missbraucht werden
- Überstunden werden nicht abgegolten
- In der Regel wird mehr gearbeitet
- Misstrauen durch die Kollegen
- Keine Unterscheidung mehr zwischen Freizeit und Arbeitszeit
- Konstante Erreichbarkeit
9-to-5
Ein starres Arbeitszeitmodell zum Vergleich: Das Auslaufmodell aus der Vergangenheit mit festen Arbeitszeiten und einer Anwesenheitspflicht.

- Weniger Verwaltungs- und Koordinationsaufwand
- Gemeinschaftsgefühl wird durch die ständige Anwesenheit aller Mitarbeiter ausgebaut
- Einfache Planung

- Work-Life Balance verschlechtert sich
- Wettbewerbsfähigkeit sinkt
- Attraktivität sinkt
* Arbeitszeitkonto notwendig
AEONOS Team
Beitrag Mai 2018
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